Eines Tages begann ich gerade mit der Arbeit. Ich saß zuhause im Büro und es herrschte himmlische Ruhe. Ich sortierte meine Aufgaben und legte los. Außer gelegentlichen Telefonaten störte nichts den Ablauf. Meinen Mitarbeitenden gab ich via Mail und WhatsApp Anweisungen und erhielt von ihnen die gewünschten Zahlen, Berichte und Informationen. Irgendwann begann ich mich zu fragen, was meine Mitarbeitenden so machen und wie sie es tun. Ich konnte sie nicht spontan sehen und sie mich nicht. Lief eigentlich noch alles in meinem Sinne? Waren Sie vielleicht froh darüber, dass ich nicht da war? Bin ich noch die Chefin / der Chef?

Spätestens seit März 2020 wissen wir: Unternehmer*innen müssen in der Lage sein, ihre Mitarbeiter *innen auch vom Bildschirm aus zu führen. Manager*innen und Mitarbeitende sind klassisch gesehen oft räumlich getrennt. Doch diese Trennung war meistens durch einen Gang über den Flur oder den Wechsel der Etage aufzuheben. Nicht nur aufgrund Corona, sondern auch durch z.B. Fusionen und Standortveränderungen gilt es wesentlich größere Distanzen zu überwinden. Aber wie führe ich meine Mitarbeitenden, wenn ich nicht sehe, was sie tun? Und am besten auch noch digital? Und können wir unsere bisherigen Prozesse einfach ins Homeoffice übertragen?

Mitarbeitende aus räumlicher Distanz heraus zu führen, unterscheidet sich erheblich von „bisheriger“ Führungsarbeit. Dieser Unterschied ist jedoch nicht offensichtlich, denn alles, was sie über Führung wissen und anwenden, bleibt auch in dieser Situation gültig. Jedoch erhalten viele Details eine andere Priorität. Stichworte der „sehr kleinen Schritte mit großer Bedeutung“ sind:

  • die Mitarbeitenden kennen
  • Vertrauen
  • Selbstständigkeit unterstützen und fördern
  • Verantwortung delegieren
  • Management by Objektives
  • Teamentwicklung
  • Motivation
  • Kommunikation
  • Kompetente Auswahl und Einsatz von Kommunikationsmedien

Diese Worte kommen jedem Manager-/ jeder Managerin sehr vertraut vor. Die Herausforderung besteht schon im Alltag, die schönen Schlagworte auch umzusetzen. Sie alle sind jedoch unerlässlich für das Führen über große Distanzen.

Es ist einer Chefin-/ einem Chef unmöglich, die Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten zu kontrollieren. Vertrauen in die Fähigkeiten der Beteiligten ist notwendig. Dazu müssen die Stärken der Mitarbeitenden und deren Stärken bekannt sein. Ebenso wichtig ist es, motivierende Ziele zu setzen und die Mitarbeiter-/ innen  diese Ziele selbständig erfüllen lassen.

Das A und O von guter Führung aus räumlicher Distanz ist Kommunikation. Auch das ist nicht neu, wird aber in diesem Fall existenziell. Da der informelle Austausch am Kopierer oder in der Kantine nicht möglich ist, werden nur formale Informationen weitergegeben. Diese reichen jedoch nicht aus, um arbeitsfähig zu sein. Stimmungen, Gefühle, Zusammenhänge werden aus vielen, oft unausgesprochenen, Teilinformationen gebildet. Diese Aufgabe muss der Chef-/ die Chefin nun übernehmen. D.h. er/sie muss Möglichkeiten schaffen, dass Informationen mit all ihren Facetten ausgetauscht werden können und er muss die Mitarbeitenden motivieren, das auch zu tun.

Gefühlte Gleichbehandlung oder besser gesagt gefühlte Gutbehandlung erwartet jeder Mitarbeitende von der Führungskraft. Gefühle spielen in der Zusammenarbeit immer eine große Rolle. Können sie nicht artikuliert und bewertet werden, so verstärkt sich deren Bedeutung für die Betroffenen. Für die anderen Beteiligten wirkt das manchmal irrational. (Ist es auch!)

Führen aus räumlicher Distanz ist für erfahrene Manager-/innen ebenso einfach wie schwer.  Einfach, da alle Führungsinstrumente bekannt sind. Schwer, da auf Dinge geachtet werden muss, die man sich nie als problematisch vorgestellt hat. So tauchen plötzlich Fragen auf, wie:

  • Wie verantworte ich eine Arbeit, die ich nicht kontrollieren kann?
  • Wie lerne ich meine Mitarbeitenden kennen, wenn sie weit weg sind?
  • Muss ich nun blind vertrauen?
  • Wie schaffe ich es, dass mich meine Mitarbeitenden anerkennen?
  • Wie schaffe ich es, dass sich keiner benachteiligt fühlt?
  • und so weiter

Führen aus räumlicher Distanz ist, in der heutigen Zeit, eine notwendige Erweiterung der Führungskompetenz, der oft nur ungenügend Beachtung geschenkt wird.

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor und Sie wollen mehr darüber wissen? Wir haben uns aktuell auf die veränderten Situationen angepasst und bieten auch hier ein maßgeschneidertes Angebot: Sprechen Sie uns an, wir freuen uns auf Ihre Reaktion.

Beitrag teilen